Ein Film von Julia Oelkers und Peter Scholl, 45 min, rbb
1968: Studenten demonstrieren in den Straßen gegen einen weit entfernten Krieg, Männer lassen sich die Haare wachsen, Frauen verbrennen öffentlich ihre BHs, gemeinsam leben sie in Wohngemeinschaften, rauchen Joints und verkünden das Ende der Kleinbürgerlichkeit..
1968 feierte man aber auch Richtfest in der Gropiusstadt, Aushängeschild moderner Städteplanung und fortschrittlicher Wohnkultur. Ein elfjähriger Niederländer namens Heintje veröffentlicht seine erste Langspielplatte und erobert mit seiner Familienschnulze „Mama“ die Spiegelbestsellerliste und in einer Kleingartenkolonie im Berliner Stadtteil Nikolassee wird ein neuer Karnevalsverein gegründet. Keine Spur von Revolution.
Die Gesellschaft ist polarisiert. Die Studenten stellen nicht nur die Regeln des Anstands in Frage, sie kritisieren die Grundwerte ihrer Eltern. Gleichzeitig geht das bürgerliche berliner Leben seinen Gang. Der Film versucht ein Stimmungsbild dieser Zeit nachzuzeichnen. Wir sprechen mit Akteuren der Studentenbewegung, fragen die Frauen, warum sie Kinderläden gegründet haben, interviewen die Eltern, gegen die sich der Protest richtete und sprechen mit Menschen, die das alles nur am Rand beobachtet haben. Was war gesellschaftliche Norm und Realität in den frühen 60er Jahren und wie veränderte sich durch die 68er der Alltag, das Rollenverständis von Männern und Frauen, die Kindererziehung, das Wohnen?